Selbstfürsorge-Methoden? Oh Gott, habe ich sowas überhaupt? Ich lebe quasi online! Das waren meine ersten Gedanken zu dem Thema. Als nächstes schoss mir „Aber ich mag es, so zu leben!“ durch den Kopf „Muss ich es also ändern?“ Nein, aber ich kann mehr auf mich Acht geben!
Rückblick
- Ständig online – wenn nicht am Computer dann am Mobiltelefon
- 10 Mailadressen, die ich auch am Handy bekomme
- Oh, da braucht jemand in einer Facebook-Gruppe Hilfe! Also roten Super-Woman-Umhang raus und während dem Essen noch schnell getippt
- 60 Stunden pro Woche sind die Ausnahme – die Ausnahme bezüglich der Untergrenze der Zeit, die ich in meinem Arbeitszimmer am Rechner verbringe
- Samstagmorgen: „Schatz ich mach am Vormittag nur ein paar Kleinigkeiten“ – plötzlich war es 18 Uhr … ähm, was war aus „Ich arbeite nicht am Wochenende!“ geworden?
So sah mein Arbeitsalltag aus und ich fühlte mich auch noch gut damit. Ich fühlte mich gebraucht und wichtig. Aber war es das, wofür ich mich als Onlineunternehmerin selbständig gemacht hatte? Nein!
Das war mir dann doch zu viel des „Guten“ und glücklicherweise habe ich das wahrgenommen, bevor ich auf der Nase gelegen bin. Aber es waren nicht die großen Dinge, die die Veränderung gebracht haben. Ich bin der Überzeugung, dass radikale Selbstfürsorge nicht funktioniert!
Für diesen Artikel habe ich mich auf eine spannende Reise begeben, auf eine Forschungsreise nach meiner Selbstfürsorge im Alltag.
Selbstfürsorge lernen - Schritt für Schritt und schwer allein
Etwas, das für mich sehr viele Erkenntnisse brachte, war der Austausch mit meinen Vertrauten. Hierzu gehören drei wundervolle Frauen:
- Claudia, als Coach, die mich viel zum Thema Effizienz, Prioritäten und Content Marketing erkennen lies
- Monika, meine Freundin und Business Buddy, die als HP psych. Spezialistin beim Prinzip der Selbstfürsorge und eine tolle Sparringspartnerin ist, sowie last but not least
- Sara, meine „Big Sis in Biz“, wie ich sie gerne liebevoll nenne, auch wenn sie jünger ist als ich. Vor allem mit ihr habe ich oft gescherzt und gemeint, wir sollten eine Selbsthilfe-Gruppe für Online-Workaholics gründen.
Nicht allein zu sein, mich verstanden fühlen und zu akzeptieren, dass ich nicht einfach ein paar Selbstfürsorge Tipps oder Selfcare Übungen umsetzen oder machen kann, war eine große Hilfe. Es war und ist nichts, was ich einfach abarbeiten kann. Diese Dinge müssen (und das Wort nutze ich selten) einfach zu mir und auch zu dir passen.
Übertriebenes Verantwortungsgefühl
Was treibt mich an? Warum stelle ich äußere Dinge über mein persönliches Wohlergehen? Das sind zwei wichtige Fragen, die ich auch dir ans Herz legen möchte. Bei mir war und ist es mein übertriebenes Verantwortungsgefühl.
„Versprochen ist versprochen und wird auch nicht gebrochen!“
Kennst du dieses Sprichwort auch? Das kann ich bis zur Perfektion leben! Und das bringt mich gleich zum nächsten „Trigger“, aber eines nach dem anderen. Wenn ich also weiß, dass ich Dinge, die ich zusage, auf „biegen und brechen“ (spannende Formulierung, bis ich breche?) einhalte, dann darf ich erkennen, wie wichtig es ist, mit meinen Zusagen und Versprechen gezielter umzugehen. Das war ein äußerst wichtiger Schritt für mich persönlich.
„Perfektion ist eine Illusion!“
Und dann ist da natürlich auch noch „Freund Perfektionismus“, weil er mir gerade über den Weg gelaufen ist. Hier darf ich mich immer wieder dran erinnern, dass es nicht effizient ist, an den letzten paar Prozenten eines Projektes ewig zu feilen, in der Hoffnung, dass es perfekt wird, denn Perfektion ist eine Illusion, die es nicht gibt!
Ich benenne die Wochentage einfach um!
Das ist eine Methode, die mir sehr viel Freiheit und Entspannung schenkt. Wer sagt denn eigentlich, dass ich Samstag und Sonntag Wochenende machen muss? Ich arbeite sehr gerne an den Wochenenden am Vormittag, dafür nehme ich mir z.B. auch gerne den Montag als Ausgleich.
Ist doch die zeitliche Flexibilität einer der häufigsten Gründe, die Selbständige als Wunsch und Grund für ihre Selbständigkeit nennen. So ist es auch bei mir. Es gibt kaum etwas Schöneres als Besorgungen und Unternehmungen wochentags zu machen, wo viele Angestellte in der Arbeit und die Geschäfte fast leer sind!
Übrigens ist es auch wesentlich einfacher, halbe Tage freizumachen, als gleich ganze Wochenenden, wenn man erst mal in dem Trott gefangen ist.
Dinge beinhart streichen
Oh Gott, ich soll Dinge einfach streichen? Das geht doch nicht! DOCH!
Das habe ich festgestellt, als es gar nicht mehr anders ging. Als ich mir meinen neuen Business Bereich in der Webseitentechnik erschloss und plötzlich mal schnell eine neue Webseite und einen Haufen neuer Routinen, Dokumente, neue Social Media Profile usw. auf die Beine stellen musste.
Überraschung! Die Welt drehte sich trotzdem weiter! Es war niemand böse, dass ich länger brauchte, um Mails zu beantworten, dass ich weniger auf Sozialen Medien war und weniger Beiträge postete, sogar einige Blogartikel wurden nicht geschrieben und der Newsletter ging in eine Pause ... Ich könnte mit der Aufzählung hier weiter machen, aber du weißt schon, was ich meine, oder?
In Wirklichkeit ist es nur mein "Geschnatter" im Kopf, das meint, das geht nicht, das kann ich nicht streichen, das wird fürchterliche Folgen haben. Gar nicht wahr!
Umgekehrte Disziplin
Wie bereits zu Beginn beschrieben, haben mein Monk und ich, wie ich meinen übertriebenen Perfektionismus gerne nenne, auch ein übertriebenes Verantwortungsbewusstsein. Das wiederum hat, wie beim Dominoeffekt, auch eine extreme Disziplin zur Folge. Zwar leider nicht, wenn es um Sport oder Essen geht, aber wenn es um Arbeit geht.
Das ist natürlich nicht so ideal, wenn ich dadurch über meine körperlichen Grenzen gehe und meine Grundbedürfnisse nicht erfülle. Allerdings habe ich gelernt diese Eigenschaft positiv für mich zu nutzen. Ich gebe mir selbst ein Versprechen und halte dieses dann auch. Eines meiner Versprechen an mich ist z.B. ich beantworte keine E-Mails außerhalb von normalen Bürozeiten – Ausnahme es ist bei einer Kundin Feuer am Dach.
Mindset Shift – Das Versprechen an meine Kunden
Ein weiteres Versprechen ist, dass ich meinen Kunden das Beste liefere, das ich bieten kann. Was das mit Selbstfürsorge Tipps zu tun hat? Ganz einfach: Nur wenn ich ausgeschlafen bin, regelmäßig Pausen mache, darauf achte, dass ich regelmäßig esse und mich auch immer wieder mal an der frischen Luft bewege, kann ich hochkonzentriert und effektiv arbeiten und meinen Kunden das beste Ergebnis liefern, das ich bieten kann.
Dieser Umkehrschluss war ein starker Mindset Shift für mich, vielleicht ist er es ja auch für dich.
Einfach mal ungeplant Zeit verplempern
Wenn ich nicht gerade von einem Zoom Call in den nächsten springe oder hochkonzentriert an einem Projekt arbeite, dann gibt es zwischendurch naturgemäß auch Phasen, wo es mal etwas ruhiger ist. Diese nutze ich dann gerne für organisatorische Dinge, die Buchhaltung, der Umgestaltung von etwas oder auch, um ein neues Tool kennenzulernen.
Wenn es sich dann ergibt, dass die Nachbarin gerade im Garten ist oder die Freundin sich meldet, meine Mutter anruft oder ich im Anschluss an ein Zoom mit jemanden ins Plaudern gerate, dann lasse ich das bewusst zu. Diese spontanen Gespräche sind für mich oft, wie wenn man mich an eine Steckdose anschließen würde. Ich gehe im Anschluss mit voller Energie in die nächsten Aufgaben.
Meine vielleicht wichtigste Selbstfürsorge-Methode
Für mich ist es sehr unterstützend und wohltuend, mir immer wieder bewusst zu machen, warum ich tue, was ich tue und mir vor Augen zu führen, wofür ich tagtäglich dankbar bin.
Selbstbestimmung und freie Entscheidungsmöglichkeit sind mir extrem wichtig. Morgens aufzustehen und niemanden vor der Nase zu haben, der mit sagt, dass ich etwas tun muss, was mir vielleicht absolut widerstrebt. Natürlich haben wir als Unternehmer auch Tätigkeiten, die wir nicht so gerne tun, aber den überwiegenden Teil meiner Aufgaben liebe ich. Ich genieße die Kommunikation mit meinen Kunden und ebenso stundenlanges, konzentriertes Werken in meinem kleinen Büro im ersten Stock unseres Hauses.
Ich schätze meinen kurzen Weg zur Arbeit über den Flur, denn ich bin 20 Jahre im Durchschnitt 90 Minuten pro Strecke gependelt. Ich wähle die Menschen, mit denen ich arbeite gut und achte inzwischen sehr darauf, dass es Menschen sind, die mir guttun und mir nicht die Energie rauben.
Sich immer wieder Zeit zu nehmen und in Gedanken oder noch besser auf Papier zu notieren, wofür man beruflich dankbar ist, ist eine sehr wirkungsvolle Übung, die man nicht unterschätzen sollte.
Selbstfürsorge Arbeitsblatt
Wenn es darum geht Selbstfürsorge zu lernen und zu üben – und ich übe mich auch laufend darin – dann fehlen uns am Anfang manchmal die Ideen. Daher möchte ich dir etwas schenken. Ja, du hast richtig gelesen schenken. Ein ehrliches Geschenk, es kostet dich 0 Euro und ich möchte im Tausch auch nicht deine Mailadresse.
Downloade dir hier das Selbstfürsorge Arbeitsblatt (auch bequem am Computer ausfüllbar) und setzte dich in einer ruhigen Minute oder noch besser im Anschluss ans Lesen dieses Artikels hin und notiere deine Gedanken. Es fallen dir sicherlich einige Dinge ein, die du für dich in deine persönliche Selbstfürsorge Schatzkiste oder auf deine Liste packen kannst. Vielleicht ist es einfach mal richtig ausschlafen oder dir einen Tee oder Kakao machen, eine Atemtechnik oder überhaupt atmen, wenn dir eine Situation gerade Schnappatmung beschert. Sammle diese Dinge für dich, damit du sie im Fall der Fälle ganz leicht ablesen und umsetzen kannst.
Deine Beatrice
PS: Schön, dass du bis hierher gelesen hast. Ich würde mich übrigens riesig freuen, wenn du mir einen Kommentar hier lässt, bevor du gehst.
Dieser Artikel entstand im Zusammenhang mit der Blogparade der Technikelfe mit dem Thema „Psychische Gesundheit im Online-Business“ zu welcher Sara Menzel-Berger aufgerufen hat. Danke Sara für die Anregung, mich wieder bewusster mit dem Thema zu beschäftigen und mich auf diese Reise zu begeben.
Liebe Beatrice,
ja, das Ding mit der Selbstvorsorge 😉
Wie schön, dass du auf dich acht gibst.
Es stimmt absolut, was du schreibst: Selbstfürsorge bedeutet nicht, ein paar Übungen abzuarbeiten. Selbstfürsorge“ benötigt letzen Endes auch keine äußeren Einflüsse wie ein Wellness-Bad mit Kerzen oder sonstige Dinge – auch wenn sie schön sind und uns natürlich gut tun. Der Beginn wahrer Selbstfürsorge sind Fürsorglichkeit und ein guter Umgang mit uns selbst – jeden Tag, auch ganz ohne Schnickschnack oder wie ich auch gern sage: ohne chichi.
Liebe Grüße
Monika
Liebe Monika,
du bist für mich immer wieder ein Quell der Inspiration! So gehe ich jetzt z.B. nicht mehr achtlos an Spiegeln vorbei, sondern schau hinein und schenke mir ein Lächeln! 💚 Danke für diesen einfachen und leicht umzusetzenden Tipp vor Kurzem!
Herzliche Grüße 🌺
Beatrice
Oh, du sprichst mir in so vielen Dingen aus der Seele und ich erkenne mich auch in so vielem wieder. Als Werbelektorin und Korrektorin gehört Perfektionismus ja quasi zu meinem täglich Brot, drum fällt es mir oft schwer, es in anderen Bereichen einfach mal gut sein zu lassen. Ein ewiger Lernprozess, aber ich bin dran. 😆
Liebe Annegret,
ich freu mich über deinen Kommentar und dass du dich wiederfindest. Ich musste früher auch viel Korrekturlesen und auch wenn ich diesbezüglich kein Profi bin, so kann ich dich echt gut verstehen. 💚 Auch bei der Selbstfürsorge dürfen wir die Perfektion loslassen, Schritt für Schritt Routinen etablieren und uns stetig üben.
Viele liebe Grüße
Beatrice